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09/24

Was kommt nach der Flut?

Was kommt nach der Flut?
Foto: APA/Bundesheer/BMLV/Daniel Trippolt

Warum die Suche nach Zukunftslösungen nach den Regenmassen der vergangenen Tage vielleicht eine laute sein muss und wir kein Dutzend „Mutter Erde“ auf Lager haben.

Die letzten Tage und Nächte waren für viele Familien und besonders für viele Ehrenamtliche in ganz Österreich schlaflos, aufreibend und voller Sorge. Wassermassen, volle Keller, geflutete Grundstücke, verbarrikadierte U-Bahn-Stationen, ausgefallene Züge: Das sind die Symptome eines Regens, der medial „Jahrhundertregen“ genannt wird. Während die einen überall zu Hilfe eilten, haben andere die sozialen Medien geflutet, um mit Archivinterviews von Politikern (bewusst ungegendert) sichtbar zu machen, dass viele der Amtierenden noch in kürzlichen TV-Sommergesprächen Klimaveränderungen oder gar -krisen leugneten. Ich möchte nicht in den Raum der Schuldzuweisung eintreten, aber mir gerne den Hut der Betroffenen aufsetzen und mich in ihre Situation begeben. Wie ist es, nachts nicht zu schlafen, weil man Angst um sein Hab und Gut hat? Wie groß ist die Sorge, was nach dem Aufräumen finanziell auf eine Familie zukommt? Wer hilft, wenn das Wasser verschwunden und die mediale Aufmerksamkeit verflogen ist? Schlicht und ergreifend: Wie geht es nach so einem Ereignis weiter?

„Vielleicht müssen wir gemeinsam lauter werden. Gegen Verbauung, gegen Flächenfraß, für eine gute Klimapolitik und einen nachhaltigeren Umgang mit Mutter Natur.“

Ich will auch nicht auf altkluge Weise EntscheidungsträgerInnen aufoktroyieren, was sie jetzt zu tun haben. Und doch lasse ich mich dazu hinreißen, darum zu bitten, weniger über KlimakleberInnen zu lachen, weniger über massenfreundliche und boulevardeske Wahlthemen zu sinnieren und mehr an Lösungen für eine klimagerechte, umweltschonende und weniger verbaute Zukunft zu arbeiten. Ich denke an die Kinder und jungen Generationen, die Lösungen anstatt Leugnungen oder Floskeln brauchen. Im Notfall hilft Österreich ohnehin immer zusammen. Das spüren wir. So sind wir. Das zeigt sich auch dieser Tage wieder – danke an alle Einsatzkräfte und Helfenden. Aber das soll für EntscheidungsträgerInnen kein Ruhekissen mehr sein. Man darf nicht annehmen, dass die ÖsterreicherInnen es „eh immer wieder richten“. Nur weil wir im Zweifelsfall immer zusammenhalten, einander tragen und das Ehrenamt noch immer eine tragende Säule unserer Gesellschaft ist, dürfen wir uns nicht blind darauf verlassen. Es muss sich etwas ändern. Und: Vielleicht müssen wir gemeinsam lauter werden. Gegen Verbauung, gegen Flächenfraß, für eine gute Klimapolitik und einen nachhaltigeren Umgang mit Mutter Natur. Ich kann diesen Planeten nicht ausgeruht und guter Dinge verlassen, wenn ich nicht weiß, dass wir alles gegeben haben, um unseren Erdball und alle, die darauf leben, mit Maßnahmen anstatt singulärer Visionen zurückzulassen. Kann so eine Flut ein Weckruf sein? Ja! Müssen wir danach laut bleiben, um gehört zu werden? Ja! Wir haben nur diese eine Mutter Erde. Hören wir endlich auf, so zu tun, als hätten wir noch ein Dutzend davon auf Lager.

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  • Veröffentlicht: 17.09.2024
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