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09/24

Köstlicher Kaiserschmarren in Kalifornien

Köstlicher Kaiserschmarren in Kalifornien
Foto: Alexandra Grill

Schnitzel, Buchteln, Knödel: An der amerikanischen Westküste wird seit 10 Jahren traditionelle Hausmannskost serviert. Warum? Weil Oberösterreicherin Astrid Lamarche nach San Diego ausgewandert ist und den Geschmack ihrer Heimat mitgebracht hat. Damit begeistert sie nicht nur ihre Familie, sondern Menschen auf der ganzen Welt.

„Wenn ich an meine Oma denke, dann habe ich sofort den Duft von herzhaften Speisen in der Nase. Der Geruch von Kümmel und Majoran erinnert mich an Daheim.“ Die Oberösterreicherin Astrid Lamarche wird nostalgisch, wenn sie sich an die Gerüche ihrer Kindheit erinnert. „Meine Mutter verbinde ich mit dem süßen Geruch von frisch gebackenem Kuchen. Von diesen zwei Frauen kommt meine Begeisterung für Kochen und Backen.“ Für sie ist Essen, und das, was ihr schmeckt, ganz klar mit der Heimat verbunden. Damit, wo sie herkommt. Jahrelang arbeitete sie für Wien Tourismus und kommunizierte diese Heimatgefühle in die ganze Welt. Bei einer Geschäftsreise in den USA lernte sie dann ihren Mann kennen, wanderte vor zehn Jahren zu ihm nach San Diego in Kalifornien aus und gründete eine Familie. Seither lebt sie dort.

Internationale Begeisterung

Dass ihre Kinder im Land des Fast Foods mit österreichischem Essen aufwachsen, ist ihr ein großes Anliegen: „Ich habe recht schnell österreichisches Essen vermisst, und seit wir Kinder haben, versuche ich, viele Dinge für sie nachzukochen. Sie sollen mit diesen Geschmäckern und Gerüchen groß werden.“ Sauerteigbrot, Strudel, Knödel oder Sauerkraut stehen im sonnigen San Diego auf der Speisekarte. Damit begeistert Astrid nicht nur die eigene Familie, sondern auch ihr amerikanisches Umfeld: „Nach dem dritten Kind war ich nicht berufstätig und auf der Suche nach einer Aufgabe. Zu dem Zeitpunkt habe ich immer wieder für Nachbarn, Lehrerinnen und Menschen im Umfeld Brot gebacken und Kuchen mitgebracht. Und die haben es geliebt.“

Foto: Alexandra Grill
„Menschen mit Wurzeln in Österreich und Deutschland sind überall auf der Welt verteilt. Viele kennen die Gerichte von Großeltern oder Eltern und sehen es als Teil ihrer Herkunft.“
Astrid Lamarche

Ihr Umfeld brachte sie auf die Idee, daraus ein Business zu machen. „Ich liebe die amerikanische Mentalität. In Österreich fände man so viele Gründe, das nicht zu tun, weil man ja scheitern könnte. Hier hat mich jeder bestärkt, es halt zu probieren“, erzählt sie vom „American Way of Life“. So begann sie österreichisches Brot an der amerikanischen Westküste zu verkaufen. „Ich wurde dauernd gefragt, warum ich keinen Instagram-Account habe. Also richtete ich diesen vor eineinhalb Jahren ein“, so die Influencerin. Heute hat sie auf ihrem Account austrian_cravings fast 200.000 Follower und erreicht Menschen aus der ganzen Welt. Auch ihr Angebot hat sich weiterentwickelt. Denn durch die Kommentare und Interaktionen mit ihren Fans merkte sie: Österreichisches Essen stillt eine Sehnsucht. „Menschen mit Wurzeln in Österreich und Deutschland sind überall auf der Welt verteilt. Viele kennen die Gerichte von Großeltern oder Eltern und sehen es als Teil ihrer Herkunft“, so Astrid Lamarche.

Strudel aus aller Welt

In Onlinekursen zeigt Lamarche diesen Menschen, wie sie die Gerichte ihrer Kindheit nachkochen können. Immer wieder teilen die internationalen KursteilnehmerInnen ihre Geschichten mit der Vortragenden. „In Südamerika gibt es beispielsweise eine große Gruppe an Menschen, die Wurzeln in Österreich haben. Die machen den Strudel dann halt inzwischen nicht mit Äpfeln, sondern Bananen“, lacht sie. Astrid Lamarche verkauft die Kurse und hat gleichzeitig Kooperationen mit großen Marken wie Gmundner Keramik. 2024 wurde sie auf die Shortlist des „Austria Food Blog Awards“ gewählt.

„Ich kann viele Dinge in den USA nachkochen, aber manches wird einfach nicht so wie in Österreich. Es gibt in San Diego zum Beispiel keine Ribisel, und auch der Cremespinat wird nie so, wie er bei der Mama schmeckt. “
Astrid Lamarche

Wichtig für ihre Arbeit und ihr Wohlbefinden ist auch die regelmäßige Verbindung zu Österreich. Jedes Jahr verbringt sie den Sommer mit ihren Kindern in der Nähe von Linz. Das Essen dort ist für sie nach wie vor etwas Besonderes: „Ich kann viele Dinge in den USA nachkochen, aber manches wird einfach nicht so wie in Österreich. Es gibt in San Diego zum Beispiel keine Ribisel, und auch der Cremespinat wird nie so, wie er bei der Mama schmeckt.“ Von ihren beiden Großmüttern sind im Haus der Eltern viele alte Kochbücher, die zum Teil noch in Korinth geschrieben sind. Bei ihren Heimatbesuchen erkundet Lamarche diese gerne gemeinsam mit ihrer Mutter. Sie stöbern, lernen Neues und probieren alte Gerichte aus. „Ganz viel davon wird auch gar nichts und geht schief. Ich denke, die Zutaten waren vor hundert Jahren vielleicht auch anders. Aber es macht uns wahnsinnig viel Spaß.“

Kreis geschlossen

Damit, dass sie Genuss zu ihrem Beruf gemacht hat, hat sie auf gewisse Weise einen Kreis in ihrer Familiengeschichte geschlossen. Ihre Eltern hatten eine Bäckerei mit zugehörigem Kaffeehaus, in dem sie als Jugendliche aushelfen musste. Die Großmutter war für die Versorgung der Familie verantwortlich. „Mich hat das damals wahninnig genervt, im Kaffeehaus mithelfen zu müssen. Ich wollte ganz weit weg davon – sowohl beruflich als auch privat. Irgendwann wurde ich älter und habe gemerkt, dass es doch eigentlich cool und schön ist. Einfach, weil ich auch ein Genussmensch bin.“

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  • Veröffentlicht: 19.09.2024
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